Durchsuchen


blog 0192 - heilige kühe

26.03.2015 08:19

hinduismus und vegetarismus in indien

kleine vögel und eichhörnchen und anderes kleingetier,
das wir im abendland als „wild“ bezeichnen, sind in indien so zahm,
dass sie die nähe des menschen niemals scheuen.

im buddhismus und hinduismus gilt das gebot
des „nicht-tötens“ oder „nicht-schädigens“,
nicht bloss gegenüber den menschen,
sondern auch gegenüber den tieren.

das ahimsa-gebot stehe höher als das christliche liebesgebot.
im hinduismus gelten alle lebewesen ohne ausnahme,
nicht als blosse sachen oder maschinen,
mit denen der mensch nach willkür schalten kann.

in seinem buch „bekenntnisse des hinduismus“ erklärt vivckananda:
„zwischen mir und dem kleinsten tier liegt der unterschied
nur in der erscheinungsform, im prinzip sind wir das gleiche,
das tier ist mein bruder und besitzt die gleiche seele wie ich.
dieser gedanke der gleichheit ist der grösste, den indien lehrte.
das wort von der bruderschaft des menschen wird in indien
zum gedanken der universalen verbrüderung alles lebens,
aller lebewesen bis herunter zum winzigsten tierchen“

in seinem buch „sadhana. der weg zur vollendung“ weist tagore
auf die grosse naturverbundenheit der inder hin
und auf ihr streben nach harmonie mit dem unendlichen:
„dies ist der grund, warum in indien ein ganzes volk,
das sich einst von fleisch nährte, diese nahrung aufgab,
aus dem gefühl der liebe zu allem lebenden - eine tatsache,
die einzig dasteht in der geschichte der menschheit.“

aus diesem grund ist das grosse indien zum beispiel
ein land der „heiligen kühe“ geworden.

gandhi: „das eigentliche wesen des hinduismus
besteht in der beschützung der kuh.
die beschützung der kuh ist für mich
eine der wunderbarsten erscheinungen
in der entwicklung der menschheit.
sie führt den menschen über die grenzen seiner art hinaus.
die kuh bedeutet für mich die ganze nichtmenschliche welt.

der mensch wird durch die kuh dazu geführt,
sein eins- und gleichsein mit allem, was da lebt, anzuerkennen.

warum die kuh zur verehrung ausgewählt wurde, ist mir durchaus klar.
die kuh war in indien immer der beste gefährte des menschen.
sie war der spender allen reichtums.
nicht nur gab sie milch, sondern ermöglichte den ackerbau.
die kuh ist ein gedicht des mitleids.
man liest mitleid in diesem sanften tier.
sie ist die mutter von millionen der indischen menschen.
beschützung der kuh bedeutet beschützung der ganzen kreatur gottes“

bei dieser gelegenheit sei der bekannte vorschlag erwähnt,
die inder sollten erst einmal ihre heiligen kühe schlachten,
dann hätten sie für lange zeit genug zu essen.
dieser vorschlag ist nicht nur pietätlos, sondern auch töricht:
würde man nämlich in indien sämtliche kühe schlachten,
könnten sich, wie fachleute berechnet haben,
die inder genau eineinhalb tage satt essen
und dann finge das hungern abermals an.

die hindus empfinden gegen das schlachten von tieren
zum zweck der ernährung den heftigsten widerwillen.
ja, in weiten bezirken indiens ist alles tierische leben
vor verfolgung durch den menschen so gut wie sicher.

allerdings findet man unmittelbar daneben
auch eine gleichgültigkeit, die sich um die tiere,
wenn sie leiden müssen, nicht immer kümmert:
eine folge der abstumpfenden armut.

gandhi jedenfalls war auch in der tierliebe
und im vegetarismus ein vorbild in indien.
er sagte, wer seine ernährung auf tiermord aufbaue,
habe mängel in der feinfühligkeit des gewissens
und verbaue sich die höchsten möglichkeiten innerer entfaltung.

(günther stolzenberg)