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blog 0159 - ekeltier ratte

13.02.2015 07:49

die ratte - ein „ekeltier“?

der „grösste feind der menschheit“ - in wahrheit:
intelligent, fruchtbar und liebevoll mit vorbildlichem sozialverhalten.

der wissenschaftliche name rattus rattus rattus klingt fast so,
als solle durch ie dreifache wiederholung
ihre „gefährlichkeit“ unterstrichen werden.

es gibt kaum ein zweites tier,
vor dem menschen so viel angst und ekel empfinden.
das „feindbild“, das der mensch sich von der
„schmutzigen, grausamen, bissigen, zerstörenden ratte“ macht, ist falsch.

in wahrheit sind ratten zärtlich zu ihren jungen,
liebevoll zu ihren artgenossen,
putzen sich täglich viele male - öfter als der mensch,
und an ihrem sozialverhalten könnten gerade menschen
sich ein gutes beispiel nehmen.

ratten leben im rudel von 60 bis 200 tieren zusammen.
nur selten gibt es streit.
wenn es ihn gibt, dann wird er nicht mit scharfen zähnen,
sondern nur mit pfotenhieben und stets unblutig ausgetragen.

sie ziehen ihre jungen gemeinsam auf.
wenn eine mutter stirbt, so nehmen sich die anderen der waisen an.
die starken lassen die schwächeren mitessen
und verzichten auf rangordnungen.

fremde werden in der sippe gastfreundlich aufgenommen,
zumal wenn es weibchen oder jungtiere sind.

unerwünschte männchen werden unblutig abgewehrt,
indem mit schreien im ultraschallbereich -
bis zu 60 impulse pro minute -
ihre nerven so lange traktiert werden,
bis sie sich freiwillig trollen.

ratten sind hilfsbereit:
wenn sich die langen schwänze mehrerer tiere
zuweilen so miteinander verschlingen,
dass sie nicht mehr auseinander können
und daher elend verhungern müssten,
so tragen ihnen die anderen ratten der sippe nahrung zu.

allein in diesem jahrhundert ist es dem menschen gelungen,
hunderte von tierarten völlig auszurotten.
den ratten ist er jedoch nicht gewachsen.
sie sind einfach zu fruchtbar - und zu schlau für ihn!

wenn auch nur eine ratte eines rudels
nach dem genuss eines giftigen köders stirbt,
so wird kein zweites tier einen ähnlichen köder mehr anrühren.

die lernfähigkeit der ratten ist grösser
als die fast aller anderen säugetiere
und das wissen der alten wird auf den nachwuchs übertragen.

menschen haben sich nun ein grausames gift einfallen lassen,
das erst nach tagen wirkt: die ratte stirbt qualvoll an inneren blutungen.
in dem fall erkennt auch die intelligenteste ratte
keinen zusammenhang mehr zwischen köder und tod.

weniger grausam - vor allem nicht tödlich - wirkt das mittel,
das der amerikanische popmusiker bob brown durch zufall entdeckte:
als er auf seiner elektrischen gitarre bestimmte töne anschlug,
flohen die ratten massenweise aus dem keller seines hauses.
die „musik“ war ihnen buchstäblich auf die nerven gegangen.
brown konstruierte daraufhin ein beschallungsgerät.
möglich, dass einst der legendäre „rattenfänger von hameln“
mit seiner flöte ähnliche töne spielte
und damit die ratten zum verlassen der stadt gezwungen hat.

dass ratten ein sinkendes schiff verlassen,
ist jedenfalls kein märchen.
sie halten sich meistens im untersten teil des schiffes auf.
dort spüren sie lange vor den seeleuten,
wenn der schiffsrumpf undicht wird.
eindringendes salzwasser ätzt ihre pfoten,
verursacht durst, wenn sie davon lecken, und zerstört ihre nester.
also verlassen sie das ungastliche schiff,
sobald es im hafen liegt - meist kurz bevor das leck grösser
und zur ursache einer katastrophe wird.

der mensch hat die natürlichen feinde der ratten,
vor allem eulen, schlangen, wiesel fast ausgerottet -
und sich selbst an ihre stelle gesetzt.

weil sie so fruchtbar sind, verwendet er sie millionenfach
zu meist qualvollen und immer tödlich endenden experimenten
in seinen wissenschaftlichen laboratorien.
er spritzt ihnen zum beispiel chemische substanzen ins hirn
und macht so die von hause aus friedlichen nager zu rasenden „killerratten“.
er pflanzt ihnen elektrosonden ins hirn, um zu beobachten,
wie sie sich auf knopfdruck selbst befriedigen -
bis zu 7.500 mal in 12 stunden - da wird wissenschaft zur perversität.

er quält und tötet sie mit methoden,
wie sie nur der mensch unter allen säugetieren ersinnen kann.
so fälschlich wie der mensch sich
die ratte zum symbol des unheimlichen erkoren hat,
so richtig muss der ratte der mensch als symbol der grausamkeit,
hinterlist und des todes erscheinen.  

(ratte bigi)

quellenangabe:
harvey rowe: portrait eines „ekeltiers“
gisela bulla: ratten als heimtiere

[strohhalm]