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blog 0153 - rettung

29.01.2015 05:42

beziehungen zu menschen ähneln dem morast,
aus dem du dich vergeblich herauszuarbeiten versuchst.

immer wieder splittert der lack der gepflegten sympathie
und zeigt das andere gesicht: habgier, neid, missgunst.

dies alles erspart dir dein lebensgefährte tier.

menschen lösen konkurrenz und leistungsdruck aus.
wer macht sich heute noch die mühe, jahre, jahrzehnte
kontinuierlichen bemühens aufzubringen,
um freunde zu gewinnen?

es ist so leicht geworden, partner auszuwechseln,
immer wieder neue, aufregendere menschen zu finden.
menschen, die funktionen erfüllen, dann erlöschen.
dauer ist hoffnungslos veraltet.
sie benötigt zeit, die keiner mehr übrig hat,
keiner vergeuden will mit zeitgenossen,
die ihm keine gegenleistung einbringen.

tiere werden emotional immer wichtiger:
sie lassen uns am luxus von konstanz und kontinuität teilhaben.

zuweilen scheint es, nur tieren gegenüber sei noch jene
wortlose selbstverständlichkeit des seins möglich,
wie wir sie früher auch mit menschen erfahren konnten.

retten, woran tiere uns erinnern.
die vernichtung wenigstens hier eine weile aufhalten.

all die strassenhunde, schlachtesel, gequälten katzen.
engel sein, wenigstens für die tiere.
das ohnmächtigsein überwinden.
die todesbotschaften aufhalten,
die tagtäglich auf uns einströmen.

sie hocken auf deinem schoss, auf deinen schultern,
bereit, dich mit allem, was sie haben, zu verteidigen.

was geschieht mit dir?
du fürchtest die kälte nicht mehr.

als engel der tiere willst du aufsteigen,
hast nun das neue geschäftsmodcll tierrettung erfunden.
bietest tierpatenschaften und kaffeekränzchen an.
als erstes sperrst du die fremden tiere aus.
hunde unerwünscht. tierschutz auf distanz.
die landwirte in deinen diensten retten die tiere,
die sie eben noch zum schlachter bringen wollten.

eine frau, nicht mehr jung, rettet ein pferd.
kauft es frei aus dem transporter,
der auf dem weg zum schlachthof nach italien war.

im nachhinein erkennt sie:
damit begann ein neuer lebensabschnitt.
es sollte die schönste zeit ihres lebens werden.
an der seite dieses pferdes fand sie,
was sie schon immer gesucht hatte.

welch eine überraschung:
„ich rettete einen hengst,
der auf dem weg nach italien war,
wo er geschlachtet werden sollte.
und schon bald stellte sich mir eine andere frage:
wer rettete hier wen?“

rettet nicht jedes tier am ende seinen retter selbst?

(dr. hanna rheinz, *1950)

 (quelle: zwischen streichelzoo und schlachtof)

 siehe auch:

 www.dieratten.net/news/blog-0137-wegsehen/

 www.dieratten.net/news/blog-0101-fleischmensch/

 www.dieratten.net/news/blog-0085-im-spiegelbild-die-fratze/

 www.dieratten.net/news/blog-0064-hof-und-zoo/


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