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blog 0109 - käfig vergrössern?

09.12.2014 07:13

taz 12.2014: „die forderung einer grösseren grundfläche für die tiere
käme einem faktischen berufsverbot gleich, urteilten die richter.“

siehe auch kuckma vom 08.12.2014: https://www.dieratten.net/kuckma/

das einstige kult-buch „endzeit für tiere“ (sina walden, gisela bulla)
hatte es in zwei auflagen gegeben: 1984 und 1992.

sina walden 1992 (heute als ratten-kommentar zum thema käfiggrösse):

in der ersten fassung des buches „endzeit für tiere“ 1984
stand an dieser stelle ein kapitel mit der überschrift
„tierschutz wird gesellschaftsfähig“,
in dem die damals schon erkennbare tendenz
zur aufwertung des ethischen tierschutzes registriert wurde.
es ist die wohl erfreulichste feststellung,
die heute, 1992 getroffen werden kann,
dass dieses kapitel neu geschrieben werden muss,
weil doch in nur 8 jahren eine erhebliche entwicklung zugunsten
der akzeptanz der dargelegten gedanken stattgefunden hat.

das heisst nicht, dass das grundsätzliche umdenken
schon allgemeingut geworden wäre - weit entfernt.
es heisst vor allem auch nicht,
dass sich für die tiere in den hier skizzierten bereichen
konkret etwas verbessert hätte.
in der praxis sind sogar verschlimmerungen zu notieren,
etwa auf dem gebiet der massentierhaltung
oder in der gentechnologie.
das artensterben hält unvermindert an.

aber es lohnt doch, dem bewusstseinswandel nachzuspüren,
der inzwischen stattgefunden hat und weiter stattfindet.
am deutlichsten ist dieser wandel in den medien zu beobachten.
andere zeichen in der alltäglichen erfahrung, in der literatur, der kirche,
der mode, der ernährung, in privaten und öffentlichen gesprächen
deuten in die gleiche richtung, wenn auch massive elemente
des beharrens nicht zu übersehen sind.

für die tierschutzbewegung lässt sich mit grösserem ernst als früher sagen,
dass sie sich zu einer tierrechtssbewegung wandelt.
wer heute noch die abschaffung unnötiger tierversuche
oder sinnloser qualen fordert, verrät sich als gestrig.
grössere hühnerkäfige, artgerechte zirkus- oder pelztierhaltung,
humane dressur, schonende behandlung von versuchstieren
und dergleichen schizophrenbescheidene forderungen sind ein alter zopf.

[wohlgemerkt 1992 - wir schreiben 2014]

es ist aber ein entscheidender unterschied,
ob sogenannte „kleine schritte“ nur als übergangslösungen
im hinblick auf die leidensfähigkeit jedes einzelnen tieres,
auf die kürze jedes einzelnen tierlebens unternommen werden,
oder ob dies als inbegriff von tierschutz angesehen wird.

sind die tierrechtler vielleicht sensoren für einen wertewandel,
in dessen verlauf der „krone der schöpfung“ die zacken aus der krone fallen?
oder indikatoren für die unterschwellig greifende erkenntnis,
dass die erde und alles, was auf ihr kreucht und fleucht,
nicht ihrer zielbestimmung nach für den menschen gemacht ist;
eine erkenntnis, die für unser denken so revolutionär ist,
wie es einst der zusammenbruch des geozentrischen weltbilds war?

der tierrechtsgedanke in all seinen konkreten ausformungen
ist eine gefährliche, unbewusst empfundene bedrohung
des anthropozentrischen systems.

niemand braucht sich zu wundern,
dass er deshalb auf gewaltigen widerstand stösst,
und dass der widerstand sich gerade in der politik,
dem ausführungswerkzeug einer anthropozentrischen wirtschaft,

so krass manifestiert.

es ist eigentlich eher erstaunlich,
dass die rezeption tierrechtlicher gedanken
ausgerechnet in den massenmedien so gut vorankommt,
da in unserer ordnung ja die „massen“ in hohem grad
teilhaber und nutzniesser der tierausbeutung sind.
wir nehmen es vorerst als indiz
eines unterschwelligen kollektiven umdenkens an
und freuen uns, wenn die indizien sich häufen.

(sina walden, 1992)
 

grössere käfige? nein!

tierquälerei? berufsverbot!

wie das verwaltungsgericht schon feststellte:  
hier ist eindeutig die gesetzgebung gefordert.

nicht die „politik der kleinen schritte“,
die genau so unsinnig wäre
wie die forderung nach kürzeren
schlachttiertransportzeiten.

stell dir vor,
das deutsche pelz institut spendet grössere käfige,
und tierfreund-deutschland lehnt sich zurück!

(ratte werner)