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blog 0102 - tyrannei der mehrheit

02.12.2014 06:35

die gründe für eine gesetzliche einmischung
zugunsten der kinder
lassen sich mit gleicher kraft anwenden
auf die tiere, die unglücklichen sklaven
und opfer des rohesten teiles der menschen.

es ist die irrtümlichste auffassung
freiheitlicher grundsätze,
wenn die regierung
vor einer exemplarischen bestrafung
der grausamkeit gegen diese
verteidigungslosen wesen zurückschreckt,
bloss weil sie das als eine
einschränkung der freiheit betrachtet.

(john stuart mill, 1806-1873) 

harriet taylor mill, 1807-1858, engl. frauenrechtlerin und autorin.

john stuart mill, 1806-1873, engl. philosoph und sozialreformer

nach vater james mills verständnis
war nützliches handeln stets
an einen lustgewinn geknüpft,
leiden und schmerz hingegen waren ausdruck
schädlicher und unnützer aktivitäten.

john stuarts mills depressive krisen
hätte es also nicht geben dürfen,
und so folgerte john stuart,
dass sein vater sich in seinen annahmen geirrt habe.

als „radikale linksintellektuelle“ setzte sich
seine spätere ehefrau harriet taylor
engagiert für frauenrechte ein
und beeinflusste mills gedanken und werke massgeblich.

mill zog für die liberale partei ins parlament ein.
gemäss seiner philosophie errang er
mit seinem engagement
für die verwirklichung von frauenrechten
durch die einführung eines wahlrechts für frauen
im juli 1866 einen überraschungserfolg.

trotz seiner angst vor einer „tyrannei der mehrheit“
betrachtet mill eine repräsentative demokratie,
in der alle menschen unabhängig
von ihrem stand und ihrer herkunft
am politischen entscheidungsprozess partizipieren können,
als vorübergehend beste regierungsform.

um die gefahren zu minimieren,
die aus der fehlbarkeit
demokratischer mehrheiten resultieren,
spricht er sich jedoch nicht für ein
allgemeines und gleiches,
sondern für ein mehrklassenwahlrecht
auf basis der erworbenen bildung aus.

da die masse eines staates lediglich
eine „kollektive mittelmässigkeit“ sei,
die dazu neige,
bedeutende einzelpersönlichkeiten zu unterdrücken
(beispiele: sokrates, galileo galilei, jesus)
und die in der regel nicht nach ihrem wirklichen,
sondern lediglich nach ihrem scheinbaren
und kurzfristigen interesse handele,
das zudem durch einen
kurzfristigen lustgewinn gesteuert werde,
kommt für mill in einem demokratischen staat
intellektuellen eliten eine besondere bedeutung zu.

auch im prinzipiell allgemeinen verhältniswahlrecht,
das frauen einschliesst,
nehmen gebildete eine sonderrolle ein:
sie sollen mehrstimmen erhalten
und somit die unterdrückung
einer gebildeten minderheit vermeiden.

ungewöhnlich für seine zeit
vertrat mill feministische ansichten.
er fordert ebenso das frauenwahlrecht
wie ein scheidungsrecht.
auch untersucht er als einer der ersten
sozialwissenschaftlich die unterdrückung der frau.